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Kongo Brennpunkt Kinshasa

Kongo
Brennpunkt Kinshasa
Erste freie Wahlen sollen dem Kongo Ende Juli eine bessere Zukunft eröffnen, beschützt von Blauhelmen und Bundeswehrsoldaten. <i>stern</i>-Reporter beschreiben, was die Deutschen in der Hauptstadt erwartet: Gewalt, Elend, Hunger, Tod - und unbekümmerte Lebenslust. Von Claus Lutterbeck
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Einen Deutschen hat Aisha, 23, noch nie gesehen, aber sie freut sich schon auf unsere Jungs. "Salut, mein Floh", wird sie bald auch ihnen ins Ohr hauchen, "comment ça va?" Unter einem hautengen Netzhemd trägt sie einen winzigen, pinkfarbenen BH. Aids, kichert sie, ich? Ich bin doch kein Mädchen vom Hafen, mit dem du für zwei Dollar die ganze Nacht verbringst! Cherie, bei mir kostet es 100 Dollar, und hier ist mein Zertifikat vom "Centre de depistage du Sida". Negativ.

Im "3615", der angesagten Pizzeria am Boulevard du 30 Juin, warten jeden Abend die schönsten Huren von Kinshasa auf Beute, auf libanesische Diamantenhändler, ukrainische Piloten, angolanische Waffenschieber und Journalisten aus aller Welt. Die schärfste Waffe, die der Kongo auf unsere Soldaten loslassen wird, ist jung, unglaublich hübsch und höchstwahrscheinlich HIV-positiv. Denn mit der Aids-Bescheinigung, die Aisha gern zeigt, ist es wie mit der Rolex, die man an jeder Ecke kriegt - garantiert falsch.

Gegner des Einsatzes unserer Truppen orakeln gern vom "Herz der Finsternis", am deutschen Stammtisch klingt das Wort Kongo so dunkel und bedrohlich, dass man Kochtöpfe voll blonder Germanen vor sich brodeln sieht, um die Horden nackter Neger tanzen. Unsere Debatte hat etwas unverhohlen Rassistisches: Was haben wir denn da unten verloren? Den schwarzen Kontinent nehmen wir meist nur dann wahr, wenn Afrikaner an einen kanarischen Badestrand gespült werden. Oder sich nachts um drei Uhr in Potsdam auf die Straße wagen.

Umgekehrt ist es allerdings auch kein Vergnügen, als Weißer nachts allein durch die dunkle Acht-Millionen-Stadt Kinshasa zu spazieren. Man wird garantiert ausgeraubt. Wer im Auto unterwegs ist, drückt besser alle Knöpfe an den Türen runter und hält nicht an, erst recht nicht, wenn Uniformierte winken. Doch die Hautfarbe spielt keine Rolle, nur der Inhalt des Portemonnaies. In Kinshasa geht es immer nur um eines: überleben. Die Straßenkinder, die mich nachts bis ans Hotel jagen, greifen jeden an, bei dem sie einen Dollarschein vermuten. An die gut bewaffneten deutschen Soldaten werden sie sich nicht heranwagen, denn das haben diese zerlumpten, verwurmten, von Tuberkulose und Malaria zerfressenen Jungs bis zum Überdruss erfahren: Gewalt regiert, und der Stärkere gewinnt. In diesem Land nimmst du dir, was du haben willst. So sind die belgischen Kolonialherren reich geworden, später Mobutu und sein ermordeter Nachfolger Kabila, und heute dessen Sohn Joseph.

Der Kongo ist nicht Afghanistan. Hier werden keine ideologischen oder religiösen Konflikte ausgefochten, westliche Soldaten nicht von fanatischen Selbstmordattentätern angegriffen. Im Kongo herrscht etwas viel Schlimmeres: brutaler, zermürbender, verzweifelter Alltag. "Du gehst jeden Morgen aus dem Haus", sagt Doudou, unser frommer Fahrer, der als einziger Mensch im Kongo einen Sicherheitsgurt anlegt, "und überlegst: Wie schaffst du es bis zum Abend?" Man kann Kinshasa kaum eine Stadt nennen, denn eigentlich ist alles abgeschraubt, ausgeraubt, vergammelt, zerbrochen oder bankrott, was man anderswo Zivilisation nennt. Es gibt keinen Nahverkehr, weil die Busse alle kaputt sind, es gibt keine Banken, sie sind alle pleite. Die heimliche Landeswährung ist der Dollar, in den man umgehend seine kongolesischen Francs umtauscht. Das einheimische Geld trägt man in Plastiktüten herum, Berge voll schmutziger, stinkender, wertloser Lappen.

Neulich bauten Monteure der Elektrizitätswerke in einem Armenviertel den Transformator ab, der die letzten, noch nicht geklauten Straßenlampen versorgte. Angeblich zur Reparatur. Tatsächlich haben sie ihn in Einzelteile zerlegt und verkauft. Nicht, weil sie gewissenlose Räuber wären, sondern weil sie seit Monaten keinen Lohn bekommen hatten. Geklaut wird sogar auf dem Friedhof, dann finden die Angehörigen ihren Verstorbenen am Tag nach dem Begräbnis nackt wieder - der Sarg gestohlen, der italienische Anzug ebenfalls, in dem der Tote bestattet wurde.

Jeden Tag kämpfen knapp 60 Millionen Menschen um ihr Leben, während die Oberschicht damit ausgelastet ist, ihre gestohlenen Millionen außer Landes zu schaffen. Im Kongo plündern die Reichen die Armen aus, gnadenlos, ungeniert und ungestraft. Außer den Einheimischen werden dabei alle reich: belgische Banken und australische Bergwerks-Giganten, israelische Diamantenhändler und kanadische Kupferminen, chinesische Staatsfirmen, ugandische Holzexporteure und ruandische Goldschieber. Sie schmieren die Elite des Landes mit Millionen, um Milliarden rauszuholen. Besonders schlimm treiben es Chinesen und Russen, die alle Versuche der Weltbank, einen Hauch von Transparenz in die desolaten Staatsfinanzen zu bringen, systematisch sabotieren.

Warum gehört eines der reichsten Länder der Erde zu den elf ärmsten? Warum hat das wasserreichste Land Afrikas kaum Wasser? Der deutsche Diplomat Albrecht Conze, stellvertretender Chef der UN-Mission im Kongo, lässt alle diplomatische Vorsicht fallen: "Der Kongo ist moralisch und strukturell so tief gesunken, dass er leichte Beute für die Rohstoffräuber ist. Diese Profiteure haben ein Interesse daran, den Status quo zu erhalten."

Gaspard Muzama vom staatlichen Aids-Zentrum im Stadtteil Kasa-Vubu kann ein Lied davon singen. Auf seinem Schreibtisch steht ein geschnitzter Holzpenis mit einem Präservativ darüber. Der Arzt berät mehr als 300 Patienten im Monat, aber wie lange noch? Seit vier Monaten kommt kein Franc vom Gesundheitsministerium, die Miete und der Strom werden schon lange nicht mehr bezahlt. Die Angestellten arbeiten ohne Lohn, die Medikamentenschränke sind leer, die Patientenkartei ist unzugänglich, weil die Computer kaputt sind, der Jeep für Notfälle steht mangels Ersatzteilen still. Die Mittel für uns, sagt der sanfte Doktor, werden ganz oben abgeschöpft: "Bei uns gibt es keinen Staat mehr, nur Diebe."

Im Dezember 2004 mussten sechs Minister zurücktreten, weil sie so dreist in die Kasse gelangt hatten, dass es selbst für kongolesische Verhältnisse untragbar war. Vor Gericht sind sie nie gelandet, die verschwundenen Millionen sind nie wieder aufgetaucht, peinlich ist es den Geschassten auch nicht: Einige von ihnen kandidieren nun für das Präsidentenamt.

Anfang Mai haben Postarbeiter in Kinshasa demonstriert, die seit fünf Jahren nicht bezahlt wurden. Da haben es die Polizisten einfacher, die gehen mit ihrer Knarre einkaufen. Kein Bewohner von Kinshasa käme je auf die Idee, bei einem Überfall die Polizei zu rufen: "Die klauen dir den Rest", sagt Doudou, unser Fahrer.

Weil sie kaum Autos haben, requirieren Polizisten gern Taxis - sie zwingen die Passagiere mit vorgehaltener Waffe zum Aussteigen und lassen sich dann chauffieren, natürlich ohne zu bezahlen. Andere bessern ihr Gehalt auf, indem sie "die Zuhälter spielen für 13-jährige Mädchen, die auf der Straße leben", sagt der katholische Pater Jacques Bakwem. An der Place de Mandela klettert die ganz in Gelb gekleidete Verkehrspolizistin von ihrer Kanzel, als sie mich im Stau sieht, und steckt ihre Hand ins Autofenster: "Ich habe Hunger." Das ist wahrscheinlich nicht gelogen, die Weltbank schätzt, dass "die große Mehrheit der Kongolesen" nicht ausreichend ernährt ist. Französische Gendarmen, die derzeit Eliteeinheiten der Polizei ausbilden, waren geschockt: Viele der jungen Männer waren zu schwach für den Drill, seit Jahren hatten sie nicht genug zu essen.

Korruption zerfrisst das Land. Fünf Dollar will der Passbeamte bei der Einreise, zehn Dollar kassiert der Zollbeamte dafür, dass er den Koffer nicht aufmacht. Zwanzig Dollar verlangt die Beamtin im Informationsministerium, weil wir sie in der Mittagshitze stören.

Die Politik funktioniert nicht viel anders. Im vergangenen Jahr hat der kongolesische Senator Christophe Lutundula einen 271 Seiten langen Report vorgelegt, der so brisant ist, dass das Parlament ihn bis heute nicht veröffentlichte. Darin wird im Detail beschrieben, wie ausländische Konzerne und Regierungen sich kongolesische Politiker kaufen - alle Namen, Adressen und Kontonummern bei belgischen und Schweizer Banken sind ordentlich aufgelistet. Passiert ist nichts, nur der mutige Senator wurde mit Mord bedroht. Da alle Parteien und alle herrschenden Clans verstrickt sind, wird weiter abkassiert. Kann diese Ausplünderung mit den ersten demokratischen Wahlen in der Geschichte des Landes gestoppt werden? Diplomat Albrecht Conze ist vorsichtig: "Es wird Jahrzehnte dauern, sich aus diesem Morast zu befreien, aber Wahlen sind der erste Schritt. Und deshalb brauchen wir hier die EU-Truppen."

Der besoffene Major Dieudonnè, den wir in einer Bar in Matonge treffen, verdient 17 000 kongolesische Franc im Monat, 32 Euro. Kein schlechtes Gehalt - wenn er es bekäme. Während wir reden, lässt er sich für 20 Cent von einem Straßenjungen die Nägel feilen und lackieren. Angewidert zeigt er uns die Blasen an seinen Fingern: "Ist das bei euch auch so, dass Offiziere abends auf ihrem Feld ackern müssen, damit die Familie nicht verhungert?" Am liebsten wäre es ihm, wenn die EU die Armee übernehmen und alle Generäle an die Wand stellen würde.

Vor niemandem hat die Bevölkerung mehr Angst als vor den Soldaten. Sie stehlen, plündern, vergewaltigen, nur wenige landen im Gefängnis, und wer Geld hat, kauft sich wieder frei. "Wenn wir Soldaten sehen, laufen wir weg", sagen die Straßenhändler vom Koweit-Markt, wo Hehlerware verscherbelt wird. Die Bären konnten nicht abhauen, sie waren eingesperrt, als betrunkene Militärs den Zoo von Kinshasa plünderten, die Bären erschossen und fraßen. Die unteren Dienstgrade klauen Diesel, der mit Ölabfällen gestreckt und etwas billiger als an der Zapfsäule verkauft wird. Überall sieht man die Frauen der Soldaten am Straßenrand sitzen, vor sich kleine, gelbe Plastikkanister.

Die kongolesische Armee ist die "verkommenste in Afrika", sagt ein hoher UN-Blauhelm, es sei die "erste Aufgabe des Westens", schnell eine "kleine, aber anständig bezahlte Streitkraft aufzubauen, 60 000 Mann sind genug". Die acht Millionen Dollar, die im kongolesischen Etat jeden Monat für Sold vorgesehen sind, landen regelmäßig auf den Konten der Generäle. Der Chef des Generalstabes ist einer der reichsten Männer des Kongo.

Einfache Dienstgrade sind untergebracht wie die Ratten. Einen kleinen Einblick bekommen die deutschen Soldaten auf dem Flughafen Ndolo, wo sie demnächst ihr Hauptquartier aufschlagen sollen. Dort haben Dutzende obdachloser Militärfamilien Hangars besetzt und darin ein paar Quadratmeter für sich abgesteckt, mit Plastiktüten, Abfallblech, Ästen und Lumpen. Horden nackter Kinder toben über den Flugplatz, Hühner scharren im Müll, am Rand der löchrigen Landebahn haben die Soldatenfrauen Beete angelegt, auf denen sie Mais und Erdnüsse ziehen.

Noch chaotischer geht es auf dem Flughafen Ndjili zu. Die internationalen Airlines, die den Kongo anfliegen, machen sich noch am selben Abend vom Acker. Keine wagt es, einen schönen, neuen Jet über Nacht auf dem schlecht beleuchteten Propellerfriedhof stehen zu lassen. Von den 92 Fluglinien auf der Welt, die Europa nicht mehr anfliegen dürfen, stammen 51 aus dem Kongo. Zwischen ihren schrottreifen Antonows und Wracks mit übermalter Kennung kocht Mama, wenn es dunkel wird, einen großen Kessel Fufu, Maniokbrei, während Papa irgendetwas abschraubt, das ihm nicht gehört.

Der Flughafen wird nicht von der Armee, sondern der Privatmiliz des Präsidenten kontrolliert, wohl deshalb, damit Joseph Kabila und sein Clan schnell abhauen können, falls es zu einem Umsturz kommt. Die derzeitigen Herren des Landes trauen ihrer Armee nicht, viele haben ihre eigene, besser bezahlte und bewaffnete Miliz. Und niemand weiß, wie diese bürgerkriegserprobten Privatarmeen sich am Wahltag verhalten werden, wenn ihr Kandidat nicht gewinnt.

Die Miliz des Kabila-Gegners Jean-Pierre Bemba ist eine Truppe, der ein besonders grausamer Ruf vorauseilt. Sie soll Pygmäenfrauen gezwungen haben, ihre Ehemänner zu kochen und zu essen. Wahrscheinlich ist das eine Erfindung des Kabila-Clans, aber sie zeigt den ganzen Irrsinn der kongolesischen Politik: Multimillionär Bemba, immerhin Vizepräsident des Landes, sah sich genötigt, die Pygmäen öffentlich zu präsentieren: "Man hat uns nicht gegessen."

Wenn Kabila seinen Präsidentenpalast verlässt, was er selten wagt, und im gepanzerten Jeep durch die Stadt prescht, vor und hinter sich jeweils fünf Pritschenwagen voller schwer bewaffneter Leibwächter, stellen sich die Kinois an den Straßenrand und ziehen ihre T-Shirts hoch. Der nackte Bauch der Hauptstadtbewohner soll ihm sagen: Wir haben Hunger.

Sein Clan hat den 34-jährigen Milliardär an die Spitze des Staates gehievt, nachdem eine Palastwache seinen Vater ermordet hatte. In Kinshasa ist der Staatschef ein verhasster Mann. Er gilt als Ausländer, als Marionette des Westens und der Großkonzerne. Doch nun hat er gute Chancen, der erste gewählte Präsident zu werden, er wird von den USA, Frankreich und Belgien offen hofiert. Wenn schon alle Diebe sind, wird man sich dort sagen, dann unterstützen wir doch lieber einen Räuber, der das ohne Blutvergießen macht. Kabila hat das Kunststück fertig gebracht, den Krieg im Osten des Landes zu beenden, der fast vier Millionen das Leben kostete. Ob es schlau ist, dass der Westen den Kleptokraten Kabila so offen unterstützt, ist die große Frage. "Die Deutschen", sagt der Schriftsteller und Präsidentschaftskandidat Thassinda, "sollten sich da heraushalten. Wenn die EU-Truppe nur kommt, um diesen Mann am Ruder zu halten, wird Kinshasa brennen."

In ihrer Not flüchten viele in die Religion, Hunderte von "Pfingstkirchen" gibt es allein in der Hauptstadt. Selbst ernannte Propheten befreien für Bargeld von Teufeln, Aids und verhexten Schwiegermüttern. Es ist ein gutes Geschäft. Der Prophet der "Kirche des lebenden Gottes" erscheint in cremefarbenen Nadelstreifen zum Gottesdienst, er hat einen eigenen Fernsehsender und einen neuen, goldmetallic lackierten Mercedes.

Prophet Mokolo vom "Universellen Laboratorium der spirituellen Heilung" lockt die Gläubigen mit der interessanten Theorie, Gott sei vom auserwählten Volk Israel so enttäuscht gewesen, dass er vor 50 Jahren die Kongolesen auserwählt habe. Mokolo befreit durch Handauflegen von Diabetes, Durchfall und Depressionen, eine Patientin in Paris habe er per Handy von unsäglichen Qualen erlöst.

"Diese Kirchen", seufzt Pater Jacques, "sind ein echtes Problem geworden." Der Jesuit leitet ein Heim für Kinder, die von ihren Eltern verstoßen wurden, weil es nicht genug zu essen gab. Da man sein Kind aber auch in Kinshasa nicht einfach auf die Straße werfen kann, haben die "Pfingstkirchen" eine Marktlücke erkannt: Sie erklären unerwünschte Kinder zu "Hexen" und "Besessenen" - dann darf man sie aus dem Haus weisen. Den völlig verstörten, fünfjährigen Manasse hat Pater Jacques im Müll aufgelesen. Ein Prophet hatte ihn zur "Hexe" erklärt, er sei schuld, dass seine Mutter bei der Geburt starb: "Sie haben ihm eingeredet, er habe sie aufgefressen. Das Schlimme daran ist: Oft glauben die Kinder den Unsinn, den ihnen die Erwachsenen einreden."

Es gibt Zehntausende solcher Kinder in Kinshasa, die wenigsten landen in einem Heim, wo sie - purer Luxus - zweimal am Tag zu essen bekommen. Die Jungs klauen oder helfen auf dem Markt, viele Mädchen landen in der Prostitution. Am "Strand von Bongolo", dem zugemüllten Flussufer eines Elendsviertels, treffen wir Annie und ihre Freundin Clarisse, beide 15, die seit sieben Jahren auf der Straße leben, seit drei gehen sie auf den Strich. Tagsüber schlafen sie in den Müllbergen, abends kaufen sie ein paar Plastiktüten voll Whisky und lösen Valiumtabletten darin auf, das Stück zu 20 Cent. Nur zugedröhnt überleben sie ihre Horrornacht. Mit 20 sind sie tot, an Aids und Drogen verreckt.

Wir haben alles gesehen in zwei Wochen Kinshasa: Dreck, Verzweiflung, Tod, Hunger, Krankheit und Gewalt. Nur eines nicht: schlechte Laune. Am Samstagabend ziehen die Kinois ihr schrillstes Hemd an und die schärfsten, blank geputzten Schuhe, staksen vorsichtig durch den Morast, damit nur kein Schlamm an ihre spitzen italienischen Treter kommt. Rausgeputzt wie römische Millionäre sitzen sie in den Bars von Matonge, wippen im Takt zur Musik von Werrason, dem Superstar, kippen ein paar Primus-Bier und träumen von einer Luxuswelt, in der Busse fahren, Löhne bezahlt werden und die Kinder nicht in Pfützen sterben, in denen ein offenes Stromkabel liegt. "Wir wären nach einem Monat tot, wenn wir unter ihren Bedingungen leben müssten", sagt die Schweizerin Claudia Banz, die seit zwei Jahren für die Vereinten Nationen im Kongo arbeitet, "und die lachen dabei. Für mich sind das alles Helden."

Von Claus Lutterbeck
Source : mc.cellmp.de
KHADHORMEDIA 05.03.2011 0 3112
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05.03.2011 (5011 days ago)
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